Unternehmens­wachstum in der Krise

Als wachstumsfokussierte Strategieberatung sehen wir uns seit geraumer Zeit mit der Pandemie und deren Herausforderungen konfrontiert. Mit unseren Kunden suchen und finden wir in dieser Zeit gezielt neue Umsatzquellen, sowie komplett neue (zumeist digitale) Geschäftsmodelle, um ein Unternehmenswachstum - auch in der Krise - zu ermöglichen. Das mag sich zunächst wagemutig, vielleicht sogar halsbrecherisch anhören: Eine strategische Umorientierung mitten in einer ausgemachten Krise, in der Insolvenzen drohen, ganze Geschäftsmodelle obsolet werden und Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren oder dieser an einem seidenen Faden hängt?

Unternehmenswachstum in der Krise - die Chance nutzen

Doch gerade jetzt ist der richtige Moment, um mutig zu handeln. Dafür haben wir einen entscheidenden Erfolgsfaktor ausgemacht: Eine klare Haltung. Die verantwortlichen Geschäftsführer & Leitungsteams brauchen eine klare Haltung und müssen diese dann konsequent aufrechterhalten. Dies ist nicht nur durch zahlreiche Studien belegt, auch die erfolgreichen Beispiele aus der Praxis ermutigen dazu, sich relevanten Fragen zu stellen und neue Sichtweisen einzunehmen.

Und was braucht es nun, um Unternehmenswachstum in Krisenzeiten zu schaffen? Welche Fragen muss ich mir stellen - als Geschäftsführer, als Führungsteam oder Abteilungsleiter? Welche Perspektiven gilt es einzunehmen?

In der Business Welt gibt es jede Menge Mantras, die ein gesundes und nachhaltiges Unternehmenswachstum geradezu beschwören. Was mich persönlich daran irritiert: Es ist zumeist nur eine ein- maximal zweidimensionale Betrachtung der Parameter, die entscheidend für die Autoren sind. Eine Einbettung in den Gesamtkontext des Unternehmens fehlt meist.

Ich habe fünf Faktoren identifiziert, die für das Unternehmenswachstum entscheidend sind:

1) eine passende Strategie mit einem sinnvollen Zielgerüst,

2) eine davon richtig abgeleitete Organisationsstruktur,

3) die absolute Kundenorientierung & -umsetzung,

4) der möglichst reibungslose und schnelle Informationsfluss innerhalb der Teams sowie

5) die richtige Haltung (Def.: innere [Grund]Einstellung, die jemandes Denken und Handeln prägt).

Die richtige Haltung – das klingt simpel! Ist es aber leider nicht. Denn die ersten vier Punkte sind wertlos, wenn den beteiligten Mitarbeitern die richtige Haltung - oder im Neudeutsch auch das „Mindset“ - abhandengekommen ist. Vermeintlich denkt jeder Geschäftsführer von sich selbst: „ich habe doch ein hervorragendes Mindset, ich bin komplett offen für jegliche Veränderung und lebe Wachstum auch in der Krise. Ansonsten wäre ich nicht Geschäftsführer, oder?“.

Dazu habe ich eine kurze Anekdote für Sie. In meinem letzten Vortrag habe ich ganz am Anfang das Publikum gefragt: „Wer von Ihnen hat Lust, jetzt und hier, eine kleine Aufgabe mit mir auf der Bühne zu erarbeiten?“ NIEMAND meldete sich freiwillig. Mein Vortrag startete und im letzten Drittel, als es um das Thema Haltung von Unternehmern ging, fragte ich dann erneut das Publikum: „Wer von Ihnen denkt von sich selbst: ‘Ich habe ein positives Wachstums- und Veränderungs-Mindset? ‘“ Nahezu alle Teilnehmer meldeten sich. Als ich mich daraufhin überrascht gab, warum sich dann niemand der kleinen Aufgabe zu Anfang gestellt hat, war die Stimmung sichtlich gedrückt. Sie hätten eine Stecknadel fallen hören können.

Und genau das ist der Punkt: Nur zu sagen: „Ich bin offen für Veränderung!“ reicht nicht. Es geht um die tatsächliche und bewusste Haltung zu neuen Themen. Es heißt persönlich bereit zu sein, notwendige Veränderung anzugehen und auf lange Sicht durchzuhalten – auch und gerade wenn es unangenehm wird.

Ich spreche bisher nur von Unternehmern und Geschäftsführern, doch klar ist: Es reicht nicht, wenn nur die Geschäftsführung mit gutem Beispiel vorangeht. Auch auf der zweiten und dritten Führungsebene muss das Bewusstsein für Haltung präsent sein und gelebt werden. Erst dann bildet sich jene Unternehmenskultur, die es braucht, um gesundes, nachhaltiges Unternehmenswachstum auch in Krisen, wie die der Corona Pandemie voran zu treiben.

Die Krise als Chance nutzen und Unternehmenswachstum generieren

Mit der richtigen Haltung Unternehmenswachstum generieren

Haltung – Perspektive 1: Die Stärken des Mittelstands?

Ich war schon immer ein riesiger Fan von Unternehmern, vor allem im Mittelstand. Die Innovationskraft, Schnelligkeit, Leidenschaft und Entscheidungsfreude faszinieren mich und sind klare Stärken des Mittelstands. Dazu kommt das starke Verantwortungsbewusstsein bei den Führungskräften, das so viel Authentizität und Umsetzungsenergie freilegt. Das sind alles Qualitäten, die bei großen Unternehmen selten in gleicher Intensität zu finden sind.

Als Berater habe ich jedoch in den letzten 12 Monaten den Eindruck gewonnen, dass diese Intensität abnimmt.

Viele unserer Kunden haben sich die gleichen, elementaren Fragen während der Krise gestellt:

  • Ist unser Geschäftsmodell stabil? Ist es Corona-Krisen-sicher?
  • Falls ja, ist es auch zukunftssicher?
  • Was passiert mit uns nach der Krise?
  • Wäre es nicht besser, lediglich die Stricke zusammen zu halten, liquide zu bleiben und Investitionen aufzuschieben?

Im Auge der Gefahr war der Blick auf die Chancen und Herausforderungen der Unternehmen häufig verstellt. Nur ganz wenige Unternehmer waren zu Gesprächen über neue Ansätze und (oft auch nur kleinen) Investitionen bereit. Aber es fiel auf, dass diese Unternehmern Fragen aus einer anderen Perspektive stellten:

  • Ist es schon zu spät zu investieren? Oder ist genau jetzt der richtige Zeitpunkt?
  • Falls ja, in was denn? In Mitarbeiter? In Maschinen? In Digitalisierung & Automatisierung?

Hier konnte ich beobachten, wie wichtig die Rückbesinnung auf die eigene Haltung und die eigenen Stärken für eine erfolgreiche Weiterentwicklung ist. Es ist entscheidend, dass man sich innovativ, schnell und leidenschaftlich mit dem Team den neuen Herausforderungen stellt.

Haltung – Perspektive 2: Was bringt die Zukunft?

In der Krise lernen wir wichtige Lektionen – ob als Berater oder in der Rolle des Unternehmers. Auch ich habe Krisenmeetings mit meinem Team einberufen und ganz offen angesprochen, wie Kurzarbeit aussehen kann. Mit Blick auf die Zukunft waren uns drei Aspekte sehr wichtig:

1. Wir können der unsicheren Zukunft nur erfolgreich begegnen, indem wir uns die Haltung eines Anfängers aneignen (das sogenannte „beginners mind“).

Startups kennen diesen Begriff und diese Haltung sehr gut, denn ihre Gründer sind zumeist unerfahrene Anfänger. Wenn aber ein gestandener Geschäftsführer eines mittelständischen Unternehmens mit signifikanten Umsätzen zugeben muss, dass er in dieser Krise selbst ein Anfänger ist, braucht es dazu eine gehörige Portion Selbstreflexion, Mut und die richtige Haltung. Wer sich als Anführer verletzlich zeigt, zugibt, dass er nicht mehr alles unter Kontrolle hat und sich Hilfe organisieren muss, der zeigt wahre Größe. Genau diese Haltung bringt alle Ihre Mitarbeiter hinter die gemeinsame Sache. Es entsteht eine Vertrauenskultur, die eine stabile Grundlage dafür ist, schwierige Herausforderungen zu meistern und zusammen erfolgreiche Lösungen zu finden.

2. Manchmal müssen wir bei einer Bergtour auf halbem Weg wieder umdrehen und ganz nach unten gehen, um am Startpunkt eine andere Route zu nehmen.

So schmerzhaft das auch klingt, es gibt etliche Beispiele von Unternehmen, die sich nicht von Ihrer Route haben abbringen lassen, obwohl die Zeichen klar auf Sackgasse standen. Auch hier ist die einzige Lösung, die richtige Haltung. Eigene Entscheidungen müssen reflektiert werden, um sie erneut zu treffen, anzupassen oder zu revidieren. Viele Tugenden, die in den letzten Jahrzehnten als Stärke galten, wie ein bedingungsloses Durchhaltevermögen, Sturheit und Fokussierung, können in der heutigen Welt fatale Schwächen sein. Es gilt sich selbst anzupassen, offen für positive und bewusste Veränderung zu sein und vor allem sein ganzes Team auf die Reise mitzunehmen.

3. Rationale Optimisten sind in Zeiten der Krise weitaus lösungsorientierter – Deshalb sind sie jetzt besonders wichtig für ein Team.

Jeder weiß, wie einfach es ist einen bereits geschriebenen Text zu korrigieren. Die kreative Arbeit ist geleistet und mit Kritik sind wir alle schnell. Es besteht jedoch ein wichtiger Unterschied zwischen konstruktiver, rationaler, wertschätzender Kritik und der schnellen negativen Kritik. 1000 Gründe, warum etwas nicht funktionieren kann, finden wir viel schneller als die 1000 Gründe warum und vor allem wie es klappen kann. Gerade jetzt, tun Sie gut daran Mitarbeiter zu fördern, die klar denken und rationale Lösungen suchen. Geschieht dies aus einer positiven Einstellung heraus, kann es den entscheidenden Unterscheid für die Haltung, die Team-Ergebnisse und am Ende auch die Krisenfestigkeit machen.

Haltung – Perspektive 3: Wer treibt die nötigen Veränderungsprozesse?

Es sind genau jene rationalen Optimisten, die die Veränderungsprozesse vorantreiben. Daher ist die Haltung jedes Einzelnen essenziell, um im Gesamtorchester nachhaltig den richtigen „Ton“ zu treffen. Wählen Sie die Mitarbeiter für Ihre wichtigsten Veränderungsprozesse/-projekte aus, die ein hohes Maß an Intelligenz, Energie und Integrität haben! Dann kann auf dem Weg der Veränderung nicht viel schief gehen. Ganz wichtig dabei ist: lassen Sie die Mitarbeiter selber kommen, und sich freiwillig für die anstehenden Teilprojekte melden. „Pull“ funktioniert in diesem Bereich sehr viel besser als „Push“.

Vielleicht denken Sie jetzt: „Aber bei uns funktioniert das nicht. Alle haben viel zu viel zu tun und sicher keine Lust noch mehr zu arbeiten.“

Darauf antworte ich Ihnen, dass Haltung und Wertschätzung zuallererst Veränderung bei Ihnen als Führungskraft und an ihrer Organisationskultur notwendig machen. Wenn ich als Führungskraft die positive Veränderung im Unternehmen zur höchsten Priorität mache, dann signalisiere ich unmissverständlich die Wichtigkeit des Projektes. Als logische Konsequenz kommen freiwillige, hungrige, motivierte Mitarbeiter und wollen sich engagieren. Denn Sie wollen Ihnen helfen, etwas noch Erfolgreicheres zu erschaffen und sich selbst dabei zu verwirklichen. Das funktioniert in einer Kultur, die Vertrauen und Haltung ins Zentrum stellt. Ein bisschen verhält es sich wie bei Startups, die neue Teams zusammenstellen. Gesucht wird hier der von uns genutzte Mitarbeiter-Projekt–Ziel-Fit. Finden Sie die Mitarbeiter, die ihre Werte in Kombination mit ihrer Haltung in den Dienst eines Veränderungsprojektes stellen. Das erzeugt Unternehmenswachstum, Geschwindigkeit und Nachhaltigkeit in der Umsetzung – also genau das, was Sie als Manager in Krisenzeiten suchen und anstreben.

Sie sehen, die richtige Haltung zu Wachstum und Veränderung ist die wichtigste Schlüsselkompetenz um die Krise als Chance zu begreifen und sie zu nutzen. Zeigen Sie Mut, es wird sich lohnen.  

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