Die Pitfalls des E-Learnings

So entwickelst du motivierende & effektive E-Learning Konzepte

Ist das nun die zweite große Chance für E-Learning? Nach dem ersten Hype in den späten 90ern rücken virtuelle Lernformate in Zeiten von Ausgangssperre und Home-Office erneut in den verdienten Fokus der Aufmerksamkeit – wenn auch notgedrungen. Zum Leid unserer Bildungseinrichtungen, Weiterbildungsanbieter & Mitarbeiter, die nun unter Zeitdruck versuchen müssen, das bestehende Schulungsangebot zu digitalisieren. Es liegt nun also an uns, diese Chance zu nutzen! Lasst uns nicht den gleichen Fehler 2x machen und unüberlegt digitale Lernprodukte produzieren, nur damit wir vermeintlich auf den Digitalisierungszug aufgesprungen sind.

Vorab: E-Learning kann Spaß machen, motivierend sein und gleichzeitig einen nachhaltigen Lerneffekt haben. Solltest du bisher andere Erfahrungen gemacht haben, geht es dir wie vielen anderen. Dabei sind es meist die gleichen Motivations- und Wirksamkeitskiller, die sich durch die virtuelle Lernszene ziehen. An dieser Stelle sei gesagt: Effektive E-Learnings zu konzipieren ist kein Hexenwerk, sofern man sich die richtigen Fragen stellt.

In diesem Artikel widmen wir uns diesen Fragen und gehen auf erforschte Problembereiche von virtuellem, kooperativem Lernen ein. Natürlich nutzen wir diese Erkenntnis und formulieren einfache Tricks, wie ihr diese Problembereiche umgehen könnt. Außerdem sprechen wir über das Erfolgskonzept des E-Tutors und übersetzen Erkenntnisse aus der kognitiven Psychologie in konkrete Gestaltungskriterien. Die Erkenntnisse sind vor allem wertvoll für die Konzeption von E-Learning Formaten, die über längeren Zeitraum hinweg angelegt sein sollen und Gruppenaktivitäten beinhalten.

Die größten Denkfehler und Vorurteile in Bezug auf E-Learning

Die Auswirkungen von E-Learning sind allseits bekannt. Vermutlich jeder ist schon mal in den Geschmack eines digitalen Lernprodukts gekommen. Sei es ein Webinar, ein Virtual Classroom, ein mehrwöchiger Online-Kurs oder eine der vielen anderen Unterformen, auf die ich hier nicht weiter eingehen möchten. Demnach scheint auch jeder eine Meinung zum Thema zu haben. Neben den zahlreichen bekannten Vorteilen, ist vor allem auch die Liste der Nachteile von E-Learning ziemlich lange. Schmeißt man einmal seine Suchmaschine an, durchstöbert wissenschaftliche Paper oder befragt sein Umfeld, finden sich große Übereinstimmungen dieser negativen Aspekte. Von unpersönlichem, langweiligem & sozial isoliertem Lernen ist die Rede. Es fehle an Gruppendynamik, Erfahrungsaustausch und Feedback. Hinzu kommen technische Probleme und Motivationslöcher, die die gesamte Lernerfahrung mühsam machen. Diese Stimmen sind mit Sicherheit nicht ohne jegliche negative Vorerfahrung entstanden und damit zumindest in Teilen berechtigt. Dennoch haben sich einige gravierende Denkfehler und Vorurteile eingeschlichen, die in dieser Form und vor allem in ihrer Absolutheit schlichtweg falsch sind. Diese sind:

  • E-Learning ist zu 100% skalierbar – 1x Geld investiert, ist es ein Selbstläufer
  • Was face-to-face gut funktioniert, klappt immer auch online
  • E-Learning erfordert hohe technische Kenntnisse von Trainer & Teilnehmer
  • E-Learning ist unpersönlich
  • Beim E-Learning ist der Lerner komplett auf sich alleine gestellt
  • Entweder E-Learning oder Präsenzlernen

Vorurteile fußen zumindest in ihrem Ursprung auf persönlichen Erfahrungen. Es ist also davon auszugehen, dass ein Großteil von uns schon Erfahrungen mit Langeweile, Motivationsdefiziten, trägem Wissen & Isolation innerhalb eines E-Learning Formates gemacht hat. Und zu dieser Gruppe kann ich mich definitiv dazu zählen. Glücklicherweise habe ich aber auch schon viele sehr gute E-Learnings absolvieren dürfen und kenne mich mit Online-Didaktik aus. Damit durfte ich zumindest selbst erleben, dass es auch anders geht. Bezugnehmend darauf, scheint mir deshalb eine Frage deutlich interessanter zu sein, als die Frage nach den negativen Auswirkungen: Worin liegen die Ursachen?

Erforschte Problembereiche von virtuellem, kooperativem Lernen

Forscher haben sich bereits vor langer Zeit mit dem Problembereich der computergestützen Kommunikation beschäftigt. In den 90er Jahren, als das Thema hoch aktuell wurde, wurden ausführliche Laborexperimente, Beobachtungen und Feldforschungen durchgeführt, die psychologisch relevante Einflüsse auf computergestützte Gruppenlernsituationen festmachen. Deren Relevanz und Gültigkeit kann heute noch bestätigt werden. Hesse, Garsoffky & Hron (1997) haben diese Erkenntnisse zusammengefasst. Identifiziert werden konnten dabei folgende sechs Problembereiche:

1) Mangel an sozialer Präsenz

Computergestützte Kommunikation kann im Vergleich zur Face-to-Face Kommunikation auf sehr viel weniger Kommunikationskanäle zurückgreifen. Nonverbale und Paraverbale Hinweisreize entfallen ebenso, wie soziale Kontexthinweisreize. Dies kann dazu führen, dass sich Kommunikationspartner nicht ausreichend in die Gesprächssituation integriert fühlen. Die eingeschränkten Kommunikationsmodalitäten führen dabei nicht selten zu apersonalen Beziehungsstrukturen und dysfunktionalem Sozialverhalten. Dies äußert sich zumeist in einem hohen Maß an Aufgabeninvolviertheit, welche sich zwar positiv auf eine effiziente Aufgabenerledigung auswirkt, oftmals jedoch die sozialen Bedürfnisse der Teilnehmer vernachlässigt. Jeder der momentan im Homeoffice festsitzt kann hier vielleicht mitfühlen. Du empfindest dich zwar als super produktiv, so ein Käffchen mit den Kollegen würde das Ganze aber deutlich erträglicher machen? Die Isolation von deinen Mitmenschen schlägt dir auf die Laune und deine Motivation morgens aufzustehen ist deutlich geringer geworden? Falls du eine der beiden Fragen mit Ja beantworten kannst, weißt du wie sich Mangel an sozialer Präsenz anfühlt. Die entscheidende Frage, die wir uns bei der Konzeption von E-Learning Formaten hierzu stellen müssen lautet also:

Frage: Wie kann ich das Format so persönlich wie nur möglich gestalten?

2) Fehlende Gruppenkoordination

Unter Gruppenkoordination ist die Integration und Harmonisierung einzelner Mitgliederbeiträge zu summieren. Koordinationsschwierigkeiten ergeben sich hier vor allem aufgrund der asynchronen Kommunikationsstruktur (asynchrone Kommunikation findet zeitversetzt statt, zum Beispiel in Form von E-Mail oder in Nachrichtenforen – synchrone Kommunikation hingegen passiert zeitgleich, zum Beispiel in einem Chat oder einer Live-Session). Stellt euch nur einmal folgenden Fall vor: Eine Gruppe von Menschen versucht einen gemeinsamen Termin zu vereinbaren. Face-to-Face würde das sicherlich deutlich schneller passieren, als zeitversetzt über digitale Medien wie beispielsweise WhatsApp oder Mail. Selbst schon erlebt? Bei computergestützter, kooperativer Arbeit sollten diese Koordinationsprozesse explizit festgelegt werden. Die Frage, die wir uns hierzu stellen müssen lautet:

Frage: Wie stelle ich sicher, dass die Gruppenarbeit nicht chaotisch wird und jeder seinen individuellen Beitrag leistet?

3) Verantwortungsdiffusion

Verantwortungsdiffusion ist ein Phänomen, das nicht nur in virtuellen Gruppenarbeiten anzutreffen ist. Angeheizt durch den zuvor beschriebenen Mangel an sozialer Präsenz, werden Verantwortlichkeiten hier jedoch gerne noch schneller abgeschoben. Getreu dem Motto „Es wird sich schon jemand anderes darum kümmern und falls nicht, kennt mich ja sowieso niemand“. Bekannt ist dieses Phänomen auch unter anderen Namen, wie „Soziales Faulenzen“ oder „Trittbrettfahren“ – es entsteht vor allem dann, wenn die Gruppenmitglieder kein individuelles Interesse an einer erfolgreichen Aufgabenabgabe haben oder der negativen Konsequenz keine Bedeutung beimessen.

Frage: Wie stelle ich sicher, dass bei den Teilnehmern ein Teamgedanke aufblüht und sich jeder Einzelne motiviert fühlt, Verantwortung zu übernehmen?  

4) Fehlende Abstimmung über einen gemeinsamen Wissenshintergrund

Ein gemeinsamer Wissenshintergrund ist entscheidend für die gelingende Kommunikation in Arbeitsgruppen – andernfalls wird die Konversation als langwierig und wenig fruchtbar empfunden. Was viele von uns nicht wissen: Wir haben alle eine gewisse Vorstellung vom Wissen unseres Gesprächspartners und nutzen dieses unbewusst, um die eigene Nachricht verständlich zu formulieren. Vorrangige Quelle hierfür ist das direkte Wissen über Kenntnisse, Einstellungen und Verhaltensgewohnheiten des Gesprächspartners. Online sind diese Quellen nur bedingt verfügbar. Darüber hinaus fehlen Informationen bezüglich sozialen Gesichtspunkten, wie Kleidung, Sprache oder Sozialverhalten, was uns die Einschätzung unseres Gesprächspartners zudem erschwert. Man kann hier auf von mangelhaftem Grounding sprechen.

Frage: Wie stelle ich sicher, dass sich die Gruppenmitglieder untereinander gut genug kennenlernen können?

5) Überangebot an Informationen

Ein Problem, das häufig im Zusammenhang mit computergestütztem Lernen diskutiert wird, ist das Überangebot an Informationen, mit dem die Lerner belastet werden – der klassische Information Overload. Uns stehen heutzutage nahezu endlos viele Informationsquellen zur Verfügung. Des Weiteren können wir virtuell deutlich schneller Nachrichten generieren und mit unseren Gruppenmitgliedern teilen. Dies fordert ein hohes Maß an Verarbeitungskapazität sowie die Fähigkeit zur Filterung und Priorisierung. Klappt das nicht, enden wir in der Überforderung. ​

Frage: Wie kann ich meinen Teilnehmern dabei helfen, wichtige Informationen zu filtern und richtig zu priorisieren?

6) Fehlende Nachrichtenverbundenheit ​

Das sechste und somit letzte Problemfeld, das in Bezug auf computergestütztes, kooperatives Lernen identifiziert werden konnte, ist der mangelnde inhaltliche Bezug der einzelnen Gruppenbeiträge zueinander. Hiervon betroffen sind vor allem asynchrone Kommunikationssituationen. Erhält der Sender der Nachricht beispielsweise keine Empfangsbestätigung, kann dies zu Unsicherheit führen. Aber auch synchrone Kommunikationssituationen sind hiervon betroffen. Ein glatter, ineinandergreifender Kommunikationsfluss ist aufgrund der erforderlichen Zeit zum Generieren einer Nachricht, dem Eingang mehrerer Nachrichten oder anderen technischen Gegebenheiten, stark erschwert. Jeder von euch, der sich bereits in einem virtuellen Diskussionsforum beteiligt hat, wird wissen wovon ich spreche. Diskussionsforen (sofern sie nicht optimal aufbereitet sind) teilen sich meist in endlos viele Unterdiskussionen auf, von denen sich viele wiederholen, jedoch nur wenige aufeinander beziehen. Wenn dieses Problemfeld dann noch mit einem Information Overload gepaart wird, habt ihr sowieso bereits verloren. Vielleicht hast du eine ähnliche Situation bereits erlebt: Du öffnest ein Diskussionsforum zu einem bestimmten Thema, siehst bereits 200 Wortbeiträge hierzu und bist gewillt, das Forum direkt wieder zu schließen.  Du liest dir dennoch die ersten 10 Beiträge durch und stellst fest, dass diese überhaupt keinen Bezug aufeinander nehmen und die Frage nicht wirklich beantworten. Dann weißt du, wie sich fehlende Nachrichtenverbundenheit mit Information Overload anfühlen.

Frage: Wie stelle ich sicher, dass die einzelnen Kommunikationsbeiträge Bezug aufeinander nehmen und eine zusammenhängende Kommunikation entstehet?

Tipps zur didaktischen Gestaltung von E-Learning Formaten

Berücksichtigen wir die oben erforschten Problembereiche virtuellen Lernens und stellen uns die hierzu formulierten Fragen, lassen sich eine Reihe an Tipps zur didaktischen Gestaltung ableiten. Die unten aufgeführte Liste ist in keinem Fall erschöpfend und soll dir als Anregung dienen. Fühl dich gerne dazu inspiriert, sie selbst passend zu deinen technischen Gegebenheiten zu erweitern. Deiner Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt.

  • E-Learning & Präsenzlernen verbinden (Blended Learning)
  • Synchrone & asynchrone Kommunikationsmöglichkeiten kombinieren (z.B. Nachrichtenforen + gelegentliche Live-Videos)
  • Gruppenaktivität ermöglichen & fordern (in Form von Gruppenarbeiten, Peer Learning)
  • Regelmäßige Lernzielkontrollen implementieren (z.B. in Form von Multiple Choice oder Auswahl Aufgaben während der Lernblöcke)
  • Problemorientierte und authentische Aufgabenstellungen integrieren (Damit gemeint sind komplexe Aufgabenstellungen, die eine Anwendung des erworbenen Wissens in einem problemorientierten und den Lernern zugänglichen Kontexts ermöglicht)
  • Individuelles Feedback versenden (Damit ist kein standardisiertes Feedback eines Chatbots gemeint, sondern tatsächlich individuelles, idealerweise auf Bezugsnorm orientiertes Feedback)
  • Verstärkter Fokus auf Struktur & Koordination (z.B. wechselnde Moderationsrollen, klare Rollenverteilung, einheitlicher Aufbau der Lernblöcke etc.)
  • Gamification einsetzen & Lernfortschritt sichtbar machen (z.B. Punktesysteme, Avatare o.ä.)
  • Weiterführende Impulse & Literatur einpflegen (Hiermit könnt ihr möglichst viele Zielgruppen zeitgleich zufrieden stellen. Nachschlagewerke für Lerner mit weniger Vorwissen und weiterführende Impulse für die Fortgeschrittenen)
  • Mehrere Informationsverarbeitungskanäle ansprechen (visuell & auditiv)  
  • Fragen- und Diskussionsforum implementieren (idealerweise thematisch clustern)
  • Sprechstunden-Zeiten & regelmäßige Betreuungsaspekte anbieten (motivierende Zwischennachrichten, Erinnerungsmails, Feedbacknachrichten, o.ä.)

Erfolgsfaktor E-Tutor

Dem vermutlich wertvollsten Tipp zur Gestaltung von erfolgreichen E-Learning Formaten soll eine komplette Sektion gewidmet werden - E-Tutoren!  E-Tutoren oder auch E-Trainer genannt fungieren als Lernbegleiter im gesamten E-Learning Prozess. Sie erfüllen eine Reihe von Aufgabengebieten und stellen damit sicher, dass sowohl das didaktische Konzept, als auch die konkrete Umsetzung und Organisation des Kurses reibungslos und erfolgsversprechend von statten geht. E-Tutoren übernehmen eine Reihe an wichtigen und entscheidenden Aufgaben:

  • Fachliche Ansprechperson (inhaltliche Unterstützung & Feedbackgeber)
  • Didaktischer Gestalter (Aufgabenerstellung, Lehrstrategien, Konzeption, Aufbereitung & Struktur)
  • Lernbegleiter & Unterstützer (soziale Interaktion, Motivator, Kummerkasten)
  • Technische Anlaufstelle (Experte der verschiedenen Tools)
  • Kommunikator (Moderationstechniken & Vermittler)
  • Koordinator (Koordination von Gruppenprozessen & Zeitmanagement)
  • Organisator (Planung von Abgabeterminen, Koordination vor, während & nach dem Kurs)

Idealerweise findet ihr einen E-Tutor, der fit in allen Aufgabengebieten ist. Das wäre zum Beispiel ein Trainer (Fachexperte in einem bestimmten Gebiet), der fundierte Kenntnisse und Erfahrungen im Bereich Online-Didaktik hat und technisch versiert genug ist, das Programm aufzusetzen. Sollte das nicht der Fall sein, kann es auch vorkommen, dass mehrere E-Tutoren denselben Kurs betreuen. An dieser Stelle sollten jedoch klare Rollen definiert sein und darauf geachtet werden, dass den Lernenden diese Rollen unmissverständlich kommuniziert werden. Habt ihr beispielsweise einen E-Tutor zur Seite, der sich aus Zeit- oder aus Kompetenzgründen nicht um die technische Umsetzung kümmern kann, macht es Sinn, sich eine zweite Person mit ins Boot zu holen. So kann sich beispielsweise Person A um alle technischen und organisatorischen Belange kümmern, während Person B die fachliche & didaktische Expertise hat und als Lernbegleiter und Koordinator fungiert. Vielleicht habt ihr auch den Fall, dass ihr absoluter Fachexperte in einem Gebiet seid, euch jedoch nur wenig mit Online-Didaktik auskennt und demnach auch kein Betreuungskonzept schreiben könnt, geschweige denn den Kurs technisch umsetzen könnt. In diesem Fall empfehle ich dir ebenso die Kooperation mit einem E-Tutor. Ihr würdet gemeinsam den Kurs entwickeln, du lieferst deinen fachlichen Input und der E-Tutor deines Vertrauens verpackt dieses Wissen in ein motivierendes E-Learning Konzept.  

Erkenntnisse der kognitiven Psychologie für die Gestaltung nutzen

Bis hier habe ich euch in erster Linie Tipps für die didaktische Gestaltung eines E-Learnings Kurses mit auf den Weg gegeben. In diesem Abschnitt fokussiere ich mich auf die optische Gestaltung. Die Schlüsse hieraus ziehe ich weder aus aktuellen Designtrends, noch aus Forschungen aus dem Bereich UX- oder UI-Design (auch wenn diese sehr spannend sind). In Anbetracht der Länge des Artikels beschränke ich mich hierbei, wie die Überschrift erahnen lässt, auf Erkenntnisse der kognitiven Psychologie, genauer auf Ergebnisse der Cognitive Theory of Multimedia Learning (kurz: CTML) nach Mayer (2005).

Die CTML befasst sich mit den Informationsverarbeitungsprozessen beim Lernen mit multimedialem Lernmaterial, genauer: mit der Verknüpfung von Text- und Bildpräsentationen von Lerninhalten. Sie basiert auf folgenden drei Annahmen:

1) „Dual Channel Assumption“:

Das Arbeitsgedächtnis eines Menschen besteht aus zwei voneinander unabhängigen Kanälen zur Speicherung von kurzfristigen Informationen – einem visuellen / piktoralen und einem auditiven / verbalen Kanal. Werden Informationen dem Auge präsentiert, wie beispielsweise Texte oder Videos, werden diese vom visuellen Kanal verarbeitet. Informationen, die dem Ohr präsentiert werden, werden hingegen vom auditiven Kanal verarbeitet.

2) „Limited Capacity Assumption“:

Die zweite Annahme besagt, dass Menschen nur eine limitierte Menge an Informationen je Kanal zur selben Zeit verarbeiten können. Dies deckt sich mit der Cognitive Load Theorie von Sweller und geht ebenso einher mit der Theorie von Miller, dass pro Kanal lediglich 7+/- 2 Chunks verarbeitet werden können.

3) „Active Processing Assumption“:

Die dritte und letzte Annahme postuliert die aktive menschliche Informationsverarbeitung, indem davon ausgegangen wird, dass sich Lernende aktiv mit dem Lernmaterial beschäftigen, um eine schlüssige und zusammenhängende mentale Repräsentation ihrer vorhandenen Erfahrungen konstruieren zu können. Lernen ist demnach dann sinnvoll, wenn relevante Informationen in mentalen Modellen repräsentiert und verknüpft werden.

Basierend auf diesen Annahmen lassen sich fünf Gestaltungsprinzipien für effektive E-Learnings ableiten, die vor allem die Designkomponente einer Lernumgebung betreffen. Brünken, Koch & Jänen, (2012) fassen diese wie folgt zusammen:

(1)  Multimediaprinzip: „Lernende lernen besser mit Wörtern und Bildern, als mit Wörtern allein“ (Brünken, Koch & Jänen, 2012, S.96).

(2)  Prinzip der Kontiguität: „Lernende lernen besser, wenn korrespondierende Wörter und Bilder räumlich direkt beieinander oder zeitnah präsentiert werden“ (Brünken, Koch & Jänen, 2012, S.97).

(3) Kohärenzprinzip: „Lernenden lernen besser, wenn irrelevante Wörter, Bilder und Geräusche ausgeschlossen sind“ (Brünken, Koch & Jänen, 2012, S.97).

(4) Modalitätsprinzip: „Lernende lernen besser mit Animationen und auditiv dargebotenem Lehrtext als mit Animationen und einen On-Screen-Text“ (Brünken, Koch & Jänen, 2012, S.97).

(5) Redundanzprinzip: Nach diesem Prinzip lernen Lernende besser mit Animationen und einem auditiv dargebotenem Lehrtext, als mit einer Animation und einem visuell und auditiv dargebotenem Lehrtext.  

Die 5 Key Take Aways

  1. Motivierende und effektive E-Learning Konzepte zu schreiben ist kein Hexenwerk
  2. Gute E-Learnings entstehen aus der Summe von vielen kleinen Details
  3. Damit E-Learning erfolgreich ist, braucht es eine virtuelle Betreuung in Form eines E-Tutors
  4. Sofern Du selbst keine Kenntnisse im Bereich Online-Didaktik hast und/oder bereits Erfahrung in der Betreuung virtueller Lernformate, solltest du dir idealerweise einen E-Tutor an die Seite holen oder zumindest dessen Feedback in die Gestaltung einfließen lassen.
  5. E-Learning kann Spaß machen, motivierend sein & gleichzeitig einen nachhaltigen Lerneffekt habe

Quellen:

  • Brünken, R., Koch, B. & Jänen, I. (2012). Pädagogisch-Psychologische Grundlagen. In M. Henninger & H. Mandl (Hrsg.), Handbuch Medien- und Bildungsmanagement (S.91- 106). Weinheim: Beltz Verlag
  • Hesse, F.W.; Garsoffsky, B. & Hron, A. (1997). Interface-Design für computergestützes kooperatives Lernen. In L.J. Issing & P.Klimsa (Hrsg.), Information und Lernen mit Multimedia (2. Überarbeitete Aufl., S.253-267). Weinheim: Beltz-PVU.
  • Mayer, R.E. (2005). Multimedia Learning. Cambridge: University Press.

Verwandte Posts